1.328 Kilometer. Das sagt Google Maps, wenn man die Anreise von Drammen in Norwegen nach Boxberg in der Lausitz berechnen lässt. Doch warum tut sich ein 35jähriger Norweger Jahr für Jahr aufs Neue diese Reise an? Es scheint gute Gründe dafür zu geben, die wir in Erfahrung bringen wollen. Also kurz per Facebook Anders Grondal angeschrieben und keine fünf Sekunden später kommt ein knappes „Yeah, sure“ auf meine Interviewanfrage zurück. Das ging schnell!

Was sind deine Pläne und Ziele für 2019?

Mein Ziel für 2019 ist es, die „Norwegian Rally und Hill Climb Championship“ zu gewinnen und noch einmal bei der Lausitz-Rallye zu siegen. Für die Rally Championship sind wir ein wenig im Rückstand, weil wir in den ersten zwei Veranstaltungen Motorprobleme hatten.

Der Motor war bei M-Sport und läuft jetzt wieder zu 100 %. Aber wir hatten noch mehr schlechte Nachrichten, da die 3. Runde der Norwegian Championship mangels Schnee und Eis gecancelt wurde. Damit haben wir weniger Veranstaltungen, um unseren schlechten Start wieder aufzuholen.

Mit welchem Fahrzeug startet ihr und warum willst du den Fiesta R5 verkaufen?

Der Fiesta R5 ist ein wirklich gutes Auto. Aber wir glauben, dass es jetzt andere R5 gibt, die ein bisschen schneller sind. Also versuchen wir, unser Auto zu verkaufen und schauen nach mehreren Möglichkeiten und Angeboten für unser neues Rallyeauto. Aber bevor wir etwas Neues kaufen können, müssen wir zuerst unser Auto verkaufen. Es ist nicht einfach in der Mitte der Saison ein Auto zu verkaufen und ein neues zu kaufen.

Wie groß ist euer Team und wer gehört dazu (Mechaniker, Team Manager usw.)?

Ich schätze mich glücklich, ein wirklich starkes Team hinter mir stehen zu haben. Viele hoch kompetente Leute. Ohne sie wäre ich nirgends. Wir sind insgesamt 15 Leute im Team. Aber die Mechaniker kommen abwechselnd zu den Veranstaltungen. Also sind wir normalerweise 8+ Personen bei jeder Veranstaltung, einschließlich dem Beifahrer und mir.  

Wie hoch ist euer Budget für eine ganze Saison?

Wir haben ein knappes Budget und müssen das Geld sinnvoll ausgeben. Ich würde gerne mehr fahren und zu mehr Veranstaltungen kommen, aber ich habe nicht das Budget um das zu tun.  

Dabei danke ich meinen Sponsoren sehr, die mich unterstützen und mir das Programm ermöglichen, welches ich jetzt fahre. Ich glaube, wir wollen immer mehr machen, aber ich muss mich daran erinnern, dass ich die Möglichkeit habe ein R5 Auto zu fahren und kann mich dafür sehr glücklich schätzen.

Wie bist du zu diesem Sport gekommen und mit welchem Auto bist du am Anfang gefahren? 

Mein Großvater, Vater und Onkel waren Rallye- und Bergrennfahrer. Daher liegt es in der Familie. Aber irgendwie hatte ich kein großes Interesse daran als ich klein war. Ich kann mich daran erinnern, dass ich gern mit meinem Vater beim Rallyecross zugeschaut habe.

Als mein Vater 2001 eine Reise zur Rallye Schweden gewonnen hat und ich dort die Rallyefahrzeuge in Aktion gesehen habe, habe ich mich in diesen Sport verliebt. Und da meine Familie ein großes Interesse daran hatte, haben sie mir geholfen damit zu beginnen.

Das erste Mal bin ich bei John Hauglands Winter Rally School in Dagali, Norwegen, gefahren. John ist eine Skoda-Legende. Er hat mir alle Grundlagen für das Fahren eines Rallyeautos beigebracht. Ich fahre immer noch in dem Stil dieser Grundlagen von 2002, nur schneller als damals.

Hast du irgendwelche Vorbilder?

Ich hatte welche als ich jünger war. Ich lasse mich von den Besten in jeder Sportart inspirieren.

Planst du dieses Jahr wieder zur Lausitz-Rallye zu kommen? 

Ja! Wir hatten 2018 vor der Veranstaltung viele Probleme mit unserem Unfall wenige Wochen vor der Lausitz. Die Wochen davor haben wir wie verrückt versucht, es rechtzeitig zu schaffen. Wir haben einen Mann zu M-Sport nach Großbritannien geschickt, um das reparierte Auto abzuholen. Wir haben uns mit ihm in Kiel getroffen, wo wir mit der Fähre angekommen sind und sind dann von dort aus in die Lausitz gefahren. Ich bin während der Veranstaltung sehr krank geworden und war nicht ich selbst. Am Ende mussten wir abbrechen, was ein heftiger Schlag für das Team war, welches so hart dafür gearbeitet hat um zu dieser Veranstaltung kommen zu können. Sie taten mir alle leid. Einschließlich dem Veranstalter der Lausitz-Rallye, der mir auch so sehr geholfen hat, damit ich kommen und fahren konnte. 2019 möchte ich als „normaler“ Anders wiederkommen.

Welcher Moment bei der Lausitz-Rallye ist dir am meisten in Erinnerung geblieben? 

Der Kampf gegen Kahle hat die letzten Jahre sehr viel Spaß gemacht! Ich glaube, der Sieg 2017 war sehr besonders. Der Speed am Ende war unglaublich.

Wie würdest du die Organisation der Veranstaltung aus der Sicht des Fahrers bewerten? 

Sehr hohes Niveau. Typisch deutsch würde ich sagen. Sehr organisiert. Das einzige Problem war, dass die Technische Abnahme etwas chaotisch war, da viele Teams vor ihrer Zeit ankamen und versucht haben sich vorzudrängeln. Ich glaube jeder wollte zuerst zum Shakedown kommen 😃

Gibt es irgendwas was wir verbessern könnten?

Mir fällt gerade nichts ein. Es gibt immer Raum für Verbesserungen. Aber mir fällt gerade wirklich nichts ein.

Warum lohnt sich die Teilnahme an der Lausitz-Rallye?

Die Strecken machen wirklich Spaß. Besonders mag ich die, die an den Seiten von Bäumen gesäumt sind. Auch die Unterstützung, die ich von der Lausitz-Rallye bekomme, ist ein wichtiger Grund warum ich diese Rallye fahre.

Was magst du mehr: hohe Jumps oder lange Drifts?

Hohe Jumps sind cool, wenn sie richtig gebaut sind. In der Arena-WP sind zwei. Einer ist ein bisschen übel, da die Autos mit der Nase nach vorn landen. Der andere ist super, aber könnte größer sein. Drifting macht Spaß, aber dabei verliert man Zeit. Also versuchen wir nicht mehr zu driften.

Was ist deine Bestzeit beim Reifen wechseln während einer WP?

Es ist lange her, seit ich das gemacht habe. Ich glaube das war 2015 oder so. Als ich bei WRC-Veranstaltungen gefahren bin, haben wir das geübt und es waren etwa zwei Minuten, glaube ich.

Was machst du gerne außer Rallyeautos fahren? 

Ich verbringe wirklich gerne Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie. Meine Familie hat eine Hütte, wo ich so viel Freizeit wie möglich verbringe. Aber die Rallye füllt die meiste Zeit aus. Neben dem Rallyefahren verleihe ich noch zwei Rallyeautos - einen R2T und einen Subaru Impreza - an Kunden, die auf Strecken oder gefrorenen Seen fahren möchten. Ein paar Leute kommen jeden Winter, um auf dem Eis zu fahren. Ich muss auch unseren Hund „Mille“ erwähnen, welcher ein wichtiger Teil unseres Lebens ist. Sie gibt uns viel Liebe.

Wie kommst du damit zurecht, dass deine Frau Molly so berühmt ist und für die WRC als Fernsehmoderatorin arbeitet? 

Ich bin sehr stolz auf meine Frau. Sie liebt den Sport genauso wie ich und ich finde sie macht einen tollen Job. Und es ist ziemlich cool eine Frau zu haben, die an Sonntagen vorschlägt, auf dem gefrorenen See Rallyeautos zu fahren 😃

Habt ihr genug Zeit füreinander und wie organisiert ihr das Familienleben? 

Die Zeit, die wir haben, verbringen wir meistens zusammen. Manchmal fühlt es sich so an, als wäre sie ewig weg und ich vermisse sie wirklich. Aber wir sind noch jung. Und sie hat jetzt die Möglichkeit in der ganzen Welt herumzureisen und etwas zu machen was ihr gefällt. Ich will dass sie glücklich ist und den Rest kriegen wir hin. Zum Glück bin ich selbst ziemlich beschäftigt. So habe ich selbst viel zu tun wenn sie weg ist. Die letzten Jahre habe ich auch für WRC im Norwegischen Fernsehen kommentiert.

Als was arbeitest du in der Bilbutikken?

Ich bin Verkaufsleiter.

Wie bewahrst du deine körperliche und seelische Gesundheit? Hast du irgendeinen speziellen Fitnessplan? 

Ich habe mir zwei Tage in der Woche eingeplant, um vor der Arbeit ins Fitnessstudio zu gehen. Und wenn ich nebenbei Zeit habe, versuche ich zu joggen oder Ski zu fahren. Mein Ziel ist es, mindestens drei bis vier Tage in der Woche zu trainieren.

Wie oft gehst du zum Friseur (haha :-)? 

Wenn es außer Kontrolle gerät und ich es nicht mehr stylen kann. Dann warte ich noch zwei Wochen und sehe blöd aus, bevor ich endlich gehe. Mir sind solche Sachen nicht besonders wichtig (Molly hasst das).

Heavy Metal oder Pop?

Heavy metal

Spaghetti oder Elk Burger? 

Spaghetti

Männlicher oder weiblicher Beifahrer? 

Das ist mir egal solange sie eine gute Arbeit machen. Aber weibliche riechen besser.   

Fußball oder Nordic Skiing?

Nordic skiing

Pickup Truck oder Sportwagen?

F-150 Raptor Pickup Truck! Das Beste von beidem! Und ich habe mein Rallyeauto um schnell zu fahren.

 

Interview zwischen: Anders Gröndal und Björn Fröbe
Copyright Bilder: Anders Grondal & Christian Kuhnert