Die Lausitz-Rallye ist alles andere als eine „normale“ Rallye. Während in Deutschland und in den Nachbarländern fast alle Rallyes auf Asphalt ausgetragen werden, ist die Lausitz-Rallye seit ihrem Start im Jahr 2000 eine Schotter-Rallye – die bedeutendste in Mitteleuropa.
Ungewöhnlich ist aber auch die Tatsache, dass die Lausitz-Rallye einerseits zu internationalen Meisterschaften zählt und Teilnehmer aus vielen Ländern anlockt, andererseits aber auch in den nationalen Rallye-Serien fest verankert ist wie dem Schotter-Cup, der ADMV-Meisterschaft und der Sächsischen Meisterschaft.
Die „Lausitz“ als Höhepunkt des Schotter-Cup
Als der Rallye-Journalist Alfred Gorny im Jahr 2004 einen Schotter-Cup mit sieben Rallyes aus der Taufe hob, schüttelten viele den Kopf, denn die Schotter-Klassiker Pneumant-Rallye und 3-Städte-Rallye hatten sich gerade zurückgezogen. Doch Gorny, der den Schotter-Cup zusammen mit Kerstin Munkwitz leitet, zieht heute eine erfolgreiche Bilanz: „Insgesamt nimmt die Zahl der Rallyes ab, während wir im Schotter-Cup stabile Zahlen aufweisen – 2019 mit acht Veranstaltungen und 68 eingeschriebenen Teams.“ Die Lausitz ist von Anfang an dabei. „Sie ist nicht nur der Schlusspunkt des Schotter-Cup, sondern auch der Höhepunkt – alle Jahre wieder.“ Nach sechs von acht Läufen hegen außer Spitzenreiter Hannes Arndt noch weitere sechs Piloten Hoffnungen auf den Cup-Sieg.
Späte „Kracher“ in der ADMV-Rallye-Meisterschaft
Die 1991 entstandene Rallye-Meisterschaft des Verbandes ADMV ist seit Jahren die bedeutendste regionale Rallye-Serie in Deutschland. 2019 sind 13 Rallyes zwischen Ostsee und Erzgebirge unter der Federführung des ADMV vereint, 69 Teams kämpfen um insgesamt fünf Titel.
Der sportlich anspruchsvollste Titel gebührt dem Sieger der ADMV-Rallye-Meisterschaft, die den Europa-Trophy-Lauf in der Lausitz, drei Läufe zur Deutschen Meisterschaft (Sachsen, Wartburg, Erzgebirge) und zwei kürzere Rallye-70-Veranstaltungen (Gollert, Schmiedeberg) umfasst. Durch den Abbruch der Sachsen-Rallye und die Absage der Rallye Wartburg kommen die „Kracher“ erst spät: die Rallye Erzgebirge am 4./5. Oktober und die Lausitz-Rallye vom 31. Oktober bis 2. November, bei der doppelte Punkte vergeben werden. Hannes Arndt, Rigo Sonntag und Dark Liebehenschel sind die heißesten Titelfavoriten.
Newcomer mischen die Sächsische Rallye-Meisterschaft auf
Hochkarätige Läufe wie „Lausitz“ und „Erze“ machen die Sächsische Rallye-Meisterschaft zur anspruchsvollsten Serie eines deutschen Bundeslandes. Bis Mitte September wird die Sachsen-Tabelle allerdings von den Ergebnissen der Ein-Tages-Veranstaltungen in Weida, Grünhain und Bad Schmiedeberg geprägt. Dadurch stehen zwei Newcomer an der Tabellenspitze, der 27-jährige Dominik Romainczyk aus Schneeberg in seiner ersten kompletten Saison und der erst 19-jährige Lukas Heinze aus Belgern-Schildau, der im März die erste Rallye seiner Karriere bestritten hat. Mit dem 21-jährigen Fabian Schulze aus Thüringen liegt ein weiterer Junior in der Spitzengruppe. Da die schweren Aufgaben jedoch noch kommen, hoffen die Routiniers auf ihre Chance, insbesondere der dreimalige Sächsische Meister Rigo Sonntag, der ehemalige Trabant-Cup-Sieger Andreas Schramm aus Schneeberg und Torsten Brunke, Vizemeister in der Saison 2017.
Geheime Favoriten: Hannes Arndt und Christof Wagner
Sechs Wochen vor der Lausitz-Rallye gibt es ein Novum – zwei Thüringer Motorsportler führen sowohl den Schotter-Cup als auch die ADMV-Rallye-Meisterschaft. Hannes Arndt, 29, und sein gleichaltriger Copilot Christof Wagner haben 2018 die Thüringer Rallye-Meisterschaft gewonnen. In diesem Jahr haben sie mit dem Ford Fiesta ST, vorbereitet für die Gruppe F, einen Platz unter den ersten Drei des Schotter-Cups angepeilt. Doch die Saison läuft noch besser als erhofft, obwohl sie in Teterow (wegen Motorrevision) auf den Start verzichteten und bei der Rallye Grünhain (wegen Plattfuß) weit zurückfielen. Doch vom doppelten Titel will Hannes Arndt noch nicht träumen: „Mit der Rallye Erzgebirge und der Havellandrallye liegen noch zwei schwere Aufgaben vor uns. Die Lausitz-Rallye ist für mich Neuland, ich habe großen Respekt vor den Strecken. Aber mich reizt diese große Herausforderung!“
Autor: Alfred Gorny
Photo: Cornell Hache